SECOND HAND - IST ES immer NACHHALTIG ?
- magpie.kleinanzeigen
- 9. Aug. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Woher kommen die Kleidungsstücke eigentlich, die online als Schnäppchen angeboten werden?
Die Beliebtheit der Second Hand Kleidung wird immer offensichtlicher an Hand der wachsenden Anzahl an online Plattformen, Sie erfreuen sich großer Beliebtheit und doch wenn man sich etwas genauer das Konzept dahinter anschaut, wird einem ein gravierendes Problem offensichtlich.

Für ein konventionelles T-Shirt aus Baumwolle werden beispielsweise ca. 2000 Liter Wasser benötigt. Für die Produktion einer Jeans fallen ca. 10.000 Liter Wasser an. Diese wahnsinnige Menge an neuen, wertvollen Ressourcen, die für die Herstellung benötigt werden, werden laut dem deutschen Umweltbundesamt nach weniger als vier Saisons wieder in den Müll geworfen. Diese wahnsinnige Verschwendung kann man einsparen, wenn man statt eines neu produzierten Teils ein gebrauchtes Kleidungsstück kauft. Klingt erst mal total nachhaltig, oder?
Wäre da nicht das Problem mit einem bestimmten Material - Polyester…
Eines der am häufigsten verwendeten Materialien der Fast Fashion Brands ist Polyester und entsprechend groß ist die Auswahl auf den Second Hand-Plattformen. Begleitend damit das Mikroplastik-Problem im Meer: Beim Waschen von Polyester Kleidung lösen sich kleinste Fasern, die am Ende in den Flüssen und Meeren landen. Hier könnt ihr noch mehr dazu lesen. Deshalb sollten wir versuchen Polyester zu vermeiden und lieber nach natürlichen Materialien wie Biobaumwolle, Leinen oder Hanf Ausschau halten. Ist das immer in den Anzeigen deklariert, nein!
Wenn man sich den Markt mit gebrauchter Kleidung anschaut, wird recht schnell klar, dass er sich in den letzten Jahren gewandelt hat. Neben kleinen lokalen Second Hand Läden gibt es mittlerweile auch eine große Anzahl an Second Hand Shop-Ketten in den Innenstädten die ein riesiges Angebot an gebrauchter Kleidung anbieten. Das Klischee der letzten Jahre, dass gebrauchte Kleidung unmodern ist, scheint passé zu sein. Da muss man sich natürlich die Frage stellen: woher kommen diese Massen an Kleidung? Ankäufe von Privatpersonen, wie es meistens in kleineren Boutiquen gemacht wird, finden in solchen Geschäften in der Regel nicht statt. An dieser Stelle kommt der Sammel- Kleidercontainern ins Spiel. Dort kann jeder aussortierte Kleidung in allen Qualitäten und Quantitäten einwerfen. Die teilweise völlig überquellenden Kleidercontainer stehen fast an jeder Ecke. Beklebt mit bunten Bildern und lachenden Kindern, suggerieren sie heile Welt und das man was Gutes mit seiner Kleider-Spende tut. Das Gegenteil ist hier der Fall. Die von kleinen Subunternehmern eingesammelten Säcke müssen aufwendig per Hand sortiert werden. Nicht mehr für den europäischen Markt geeignete Kleidung wird zum großen Teil nach Afrika exportiert, wo die lokale Wirtschaft stark beeinflusst wird. Hier findet ihr einen sehr spannenden Artikel dazu. Die Vorstellung, dass mit unserer aussortierten Kleidung etwas Gutes getan wird, entspricht einfach nicht der Realität.
Gebrauchte Kleidung ist zur Massenware geworden. Die großen Second Hand Ketten bieten teilweise völlig unbenutzte Kleidungsstücke an– Neu mit Etikett – und das in riesigen Mengen. Das sind dann in der Regel leider keine fair produzierten Kleidungsstücke – sondern Fast Fashion Massenware, die aus einer Überproduktion stammen.
Was wirklich hilf, ist der Selbstverkauf auf Flohmärkten oder auf online Plattformen für Privatverkäufer. Und jeder von uns muss sich die Frage stellen, brauche ich wirklich ein neues Kleidungsstück? Ca. 60 neue Teile werden laut deutschem Umweltbundesamt pro Jahr von uns gekauft. Das sind 30 Teile pro Saison. Eine wahnsinnige Menge, wenn man bedenkt, das nur ein Drittel davon wirklich getragen wird und nach vier Saisons wieder weggeschmissen wird.
Lieber sollten wir uns wirkliche Lieblingsstücke gönnen und bewusst auf die Qualität achten. Denn Kleidung von guter Qualität verkauft sich auch besser auf online Plattformen und somit schliesst sich der Kreis. Es ist dann nachhaltiger, weniger schädlich für die Umwelt und besser für unseren Geldbeutel.
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